„Schloss Radomysl“ liegt in einer alten ruhmhaften Gegend, welche durch ihre besonders wichtige strategische Lage immer im Zentrum der stürmischen Ereignisse der ukrainischen Geschichte war.
Die Gegend um das Schloss herum wurde schon vor dreißig Tausend Jahren besiedelt; schon im IV Jahrhundert v.Chr. lebten hier indoeuropäische Völker. Die während der Ausgrabungen gefundenen Gräber aus der Kupferzeit bezeugen die Massenbesiedlung dieser Gegend im Altertum.
Ab der Entstehung der slawischen Völker hat dieser Region eine besondere Bedeutung erlangt. In der Nähe von Radomysl wurden altertümliche Siedlungsbauten von slawischen Völkern gefunden. So gehört ein Siedlungsbau der frühslawischen Epoche VI – VII Jhr., ein anderer Siedlungsbau – der altrussichen Epoche vom Ende des IX – Anfang X Jahrhunderts. Laut den (leider recht späten) Berichten befand sich hier eine der aller ersten Kirchen, die St. Nikolaus Kirche, in der slawischen Rus.
Die altrussische Siedlung auf dem Fluss Mika war, nach Angaben von Archäologen, die in den Altschriften beschriebene Stadt Mykrohorod (oder Mychesk). Seine Reste wurden teilweise auf dem Gelände vom heutigen Radomysl gefunden. Durch diese Gegend verlief der längste über den Boden verlaufende Weg Europas Via Regia (die Straße der Könige). Die Route verlief von Kiyvwestlich bis zur Atlantik. Diesen altertümlichen Weg von Europa nach Kyivund zurück gingen Händler, Künstler, Studenten, Wanderer und Pilger. Genau dieser Weg wurde zu einer Brücke, welche die ukrainische und europäische Zivilisation zusammenknüpfte. Diejenigen, die diesen Weg kontrollierten, hatten somit den Handelsumsatz, die Verbreitung der Ideen und der Religionen unter Kontrolle. Deswegen gab es von dem Boden von heutigem Radomysl nicht selten Waffenkonflikte.
Zur Zeiten der Mongolischen Invasion, rund um 1240-1241 wurde Mykrohorod zerstört. Aber später wurde diese Stadt zu jenen, die vom Danylo Halyckyj im Jahre 1255 von Mongolen wieder zurückerobert wurde. Dies war einer der ersten wichtigen Siege der slawischen Völker über die Mongolen.
XVI Jhr. Wurde auf den Resten von Mykrohorod eine neue Stadt gründeten – Radomysl, die heute Radomyschl genannt wird. Später ging Radomyschl unter den Schutz von Kiewer Höhlenkloster über. Das Kloster entfaltete in dieser Region eine breite Bildungs- und Religionstätigkeit.
Der Kampf um diese Region brach erneut mit neuer Kraft nach der Kirchenunion von Brest im Jahre 1596 aus. Im Radomysl entstand einer Art Wendepunkt, eine durch Wasser geführte Grenze zwischen der katholischen und der orthodoxen Welt. Die Beziehung zwischen den Befürwortern und den Gegnern der Kirchenunion waren nicht selten angespannt und gingen sogar manchmal in einen blutigen Widerstand zueinander.
In den Zeiten vom Angrif des Königs Sigmund den III auf die unentbehrliche Freiheit der Rzeczpospolita (Polen-Letauen) – die Religionsfreiheit - wurde Radomyschl zu einem Vorpost der orthodoxen Religion. Durch die Ernennung der Kirchenunion von Brest wurde die Existenz der Kiewer Metropolie beendet. Orthodoxe kirchliche Hierarchie hat jedoch die Kircheunion von Brest nicht anerkannt, wurde aber somit in rechtlicher Hinsicht illigal. Durch den Erlass des orthodoxen Arcimandanten Jelisej Pletenizkyj, eine Papiermühle für den Druckbedarf der Kiewer Höhlenklosters zu erbauen, wurde die Stellung des Höhlenklosters im Konflikt der Kirchenunion von Brest verstärkt.Gleichzeitig wurde der Bau als Verteidigungsanlage gebaut. Die Papiermühle musste dem großen Bedarf der orthodoxen Druckerei gerecht werden, um beim Wettbewerbim Bereich der religiösen Bildungsliteratur mit der katholischen Kirche mithalten zu können. In den Zeiten von Sigmund dem III arbeitete die Papiermühle de facto unter halblegalen Bedienungen. Der Verlust der Papiermühle, Verlust vom Radomyslgelände hätte für den Höhlenkloster sogar eine größere Bedeutung gehabt, als der mögliche Verlust von Kiyv.
Schon im Jahre 1616 wurde in Kyiv auf dem Radomysl-Papier das erste Buch namens „Tschasoslov“ gedruckt; später wurde der Massendruck der orthodoxen Literatur aufgenommen. Das Produktionsvolumen reichte für den Papierbedarf der gesamten von Dneprufer links liegenden Ukraine, während der Existenz der Papiermühle und sogar für 100 Jahre nach der Ruinierung der Papiermühle, aus.
Wahrscheinlich, war Radomyschl der ländliche Sitz von Metropolit Petro Mohyla, welcher von hier aus dutzende Briefe geschrieben hat. Rund um die Papiermühle entstand eine Siedlung, die auch eine entsprechende Bezeichnung bekommen hatte – Papiermühle. Petro Mohyla holte nach Radomyschl deutsche Fachexperten, die bei der Fabrik mitgearbeitet haben. Seit dieser Zeit entstand in Radomysl eine sogenannte „deutsche Siedlung".
Radoschl gelangte neuerlich ins Zentrum der geschichtlichen Erreignisse während des ukrainischen Unabhängigkeitskrieges im Jahre 1648 und in den Zeiten der Ruine – des lokalen Bürgerkrieges unter den adeligen Kosakenelite, welche in den 50-80 Jahren des XVII Jahrhunderts um die Macht gekämpft haben. Höchstwahrscheinlich wurde die Papiermühle in dieser Zeit zerstört; die Siedlungen in dieser Gegend verschwanden. Nach den Vereinbarungen des Andrusiv Waffenstillstandes1667 ging die Stadt Radomyschl an Rzeczpospolita (Polen-Litauen) über. Im Jahre 1682 überreichte König Jan Sobieski die Stadt Radomyschl mit den anliegenden Landsitzen an daslemberger uniierten Bischofsamt.
Am Ende des XVII – Anfang XVIII Jahrhunderts wurde die Stadt von den Truppen des Obersts Palij besetzt. Palij führte im Jahre 1699 den Aufstand gegen den polnischen Sejm und dessen Versuche Kosakentum zu beseitigen an. Mitte des XVIII Jahrhundersts wurde Radomyschl zum Zentrum der Gajadamaky-Bewegung.
In den Jahren 1746-95 residierte in dieser Stadt die kiewer griechisch-katholische Metropoliten. Genau in dieser Zeit wurde Radomyschl zu einem wichtigen Mittelpunkt des geistigen Lebens der Griechisch-Katholiken der Ukraine. Bis heute bewahrt dieser Ort eine besondere Bedeutung für die Griechisch-Katholiken.
Nach der Zerteilung der dritten Rzeczpospolita im Jahre 1795 und der Eingliederung von Radomyschl in das russische Imperium, fiel die Stadt rasch auseinander. Am Ende des XIX – Anfang XX Jahrhunderts hat die Papiermühle ein neues Leben bekommen – auf den Fundamentresten wurde eine Mühle gebaut um die anliegenden Regionen mit Mehl zu versorgen.
Erschüttende Erreinisse erfuhr Radomyschl nach 1917. Die Stadt litt unter besonders schrecklichen Kriegen, Hungernöten, von Stalin verordneten Vervolgungen und Vernichtungen der Anreiner…
Somit wurde Radomyschl zu einer Art Spiegel der ukrainischen Geschichte – die Gegend wurde von allen Erreignissen, die das ukrainsche Land erleben musste, stark mitgenommen. Am Anfang der 90-er Jahre des XX Jahrhunderts begang der weitere Verfall der Stadt.
Der neue Anstoß für die Wiederbelebung und – aufbau der Stadt war die Errichtung des historischen kulturellen Komplexes „Schloss Radomysl“ an der Stelle der mittelalterlichen Papiermühle. Die anerkannte Ärztin, Philantropin und sozial- und gesellschaftlich engagierte Person Olga Bogomolets war auf der Suche nach einem geeigneten Ort für das weltweit einmalige Museum der ukrainischen heimischen Ikone. 2007 kaufte die Philantropin das Gebäudekomplex. Im Laufe der darauffolgenden 5 Jahren wurde der Bau vollständig wiederaufgebaut und restauriert. Auf dem anliegenden Grundtück wurde ein Landschaftspark errichtet.
Dies wurde zur einer neuen Seite der Geschichte der ruhmreichen altertümlichen Stadt. Das Zurückfinden zu den eigenen Wurzeln, zur eigenen Geschichte hat Radomyschl in jene Zeiten versetzt, als es einer der wichtigsten Zentren des geistigen Lebens der Ukraine war.